„Wushu bedeutet eigentlich übersetzt nur „Kampfkunst“, wurde aber, wie der Begriff „Kung Fu“, in der westlichen Welt benutzt, um chinesische Kampfkünste zu bezeichnen. Zunächst wurden diese zum Zwecke der Kriegsführung von Soldaten trainiert. Historisch belegt ist, dass bereits zur Zeit der Shang Dynastie (1766 -1066 v.C.) zwei Kampfkünste namens „Shoubo“ und „Xiang Bo“ (ähnlich dem heutigen Sanda) existierten. In der Qin Dynastie (221-207 v.C.) wurde dann das sog. Jiaoli populär, was sportliche Regelungen beinhaltete in Gegensatz zum waffen- und regellosen Shoubo, wodurch auch Menschen außerhalb des Militärs oder Sekten anfingen Kampfkunst zu betreiben. In den nächsten Jahrhunderten wurden die Kampfkünste immer wieder durch verschiedene Philosophien wie z.B. den Daoismus beeinflusst und es bildeten sich Richtungen wie Tao Yin oder Qigong heraus, den Vorläufern des heute bekannten Tai Chi Chuan oder verschiedene Tierstile.
Die erste institutionalisierte Kampfkunst stellte dann das „Shaolin Stil“ Wushu dar, dessen Einsatz 610 n.C. sowie 621 n.C. nachgewiesen ist. Allerdings gibt es danach vom 8. bis zum 15. Jahrhundert keine schriftlichen Nachweise der Teilnahme von Shaolinmönchen in Kämpfen. Aus dem 16. und 17. Jahrhundert sind jedoch mindestens 40 Quellen bekannt, die zeigen, dass die Mönche die Kampfkunst nicht nur trainierten, sondern diese ein so wesentlicher Bestandteil des Lebens im Shaolintempel geworden war, dass sie es als Notwendigkeit ansahen neue buddhistische Lehren zur Rechtfertigung der Kampfkunst zu schaffen. Referenzen auf das Shaolin Stil Wushu finden sich in der folgenden Ming Periode reichlich, doch das Buch „Ji Xiao Xin Shu“ des Minggenerals Qi Jiguang trug hauptsächlich zu Verbreitung des „Shaolin Quan Fa“ in Ostasien bei und beeinflusste auch Regionen wie Korea oder Okinawa.
In der Moderne erreichten verschiedene Stile wie Bagua, Hsing I oder Wing Chun sehr viel Popularität, was vor allem an den drastischen Änderungen in der chinesischen Gesellschaft lag. So führte der sog. Boxeraufstand 1900/01 zum Fall der Qing Dynastie und zur Bildung der Chinesischen Republik. In den nachfolgenden Jahren wurden z.B. durch die Gründung der Jing Wu Athletic Assosiation durch Huo Yuanjia die chinesischen Kampfkünste dem Volk mehr zugänglich und viele Meister der Kampfkünste wie Yip Man begannen öffentlich zu unterrichten.
Nach dem Ende des chinesischen Bürgerkrieges und der daraus folgenden Bildung der Volksrepublik China 1949 erfuhren die Kampfkünste eine noch weitere Ausbreitung, da viele Kampfkünstler vor der Regierung ins Ausland flohen. Die Regierung ersetzte die vielen unabhängigen Schulen durch das moderne Sportwushu mit Standardisierungen und Regulierungen. In der Ära der Rekonstruktion (1976-1989) entspannte sich die Unterdrückung der traditionellen Kampfkünste jedoch, wodurch heutzutage sowohl traditionelle Stile als auch modernes Wushu von der Regierung gefördert wird.“
Quelle: jodell.de